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    hier. Je öfter wir hier sind, desto mehr altern wir. Und je mehr wir
    altern & «
    »Desto öfter werdet ihr irgendwann richtig alt und sterbt«, vol-
    lendet Viola den Satz für mich.
    »Genau«, sage ich, beuge mich vor und stütze die Ellenbogen auf
    die Knie. »Wenn man jetzt noch bedenkt, dass wir uns nicht auf die
    Art zusammenfinden, wie Menschen es tun, dann ist das nicht
    gerade ein Rezept für eine blühende Bevölkerungsentwicklung.
    Deswegen gibt es die vielen Protokolle, die Vorschriften, all diese
    leicht verzweifelten Versuche, unsere Anzahl zu erhöhen. Die Äl-
    testen wollen, dass wir losgehen, schleunigst zurückkommen und
    unser normales Leben weiterleben. Sie sorgen dafür, dass unsere
    Herren uns vergessen, damit ja nicht die Gefahr besteht, dass sie
    anderen Menschen von uns erzählen und davon, dass man uns
    beschwören kann. Sie haben Angst, dass wir aussterben werden.«
    »Ich will nicht, dass du stirbst«, sagt Viola sehr leise.
    Mein Kopf fährt hoch. »Nein, nein. Mach dir keine Sorgen
    deswegen«, murmele ich ebenso leise, als fürchtete ich, dass die Äl-
    testen mich von Caliban aus hören könnten.
    »Ich werde mir etwas wünschen, wenn du es möchtest.
    Wirklich.«
    »Ich hab doch gesagt, nein. Es sind deine Wünsche.«
    »In Ordnung.« Viola seufzt. »Na ja, lass es mich wissen, wenn
    du & wenn du es dir anders überlegst. Dass ich mir sofort etwas
    wünschen soll, meine ich.«
    »Okay.«
    Dabei weiß ich jetzt schon, dass ich es nicht tun werde.
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    Viola
    Ich knurre und schlage nach dem Wecker. Egal, wie oft ich schon
    zu spät zur Schule gekommen bin, weil ich auf die Schlummertaste
    gedrückt habe, ich weiß genau, das werde ich mir nie abgewöhnen
    können. Der Popsong, der aus dem winzigen Lautsprecher dröhnt,
    verstummt abrupt, und ich schicke mich an, für genau sieben
    Minuten wieder einzuschlafen. Da zerreißt ein leises Lachen die
    Stille.
    Dschinn. Ich fahre kerzengerade im Bett hoch und drücke mir die
    Decken an die Brust. Er sitzt mit verschränkten Armen im Sessel,
    die Beine über eine Armlehne gehängt.
    »Du bist dageblieben«, sage ich und versuche mir die Überras-
    chung nicht anmerken zu lassen.
    »Du misshandelst den Wecker«, antwortet er.
    »Gewissermaßen«, gebe ich zu und versuche das wirre Nest
    glattzustreichen, zu dem mein Haar geworden ist. »Bist du zu dem
    Schluss gekommen, dass der Park eine Nacht lang auch ohne dich
    auskommt?« Ich schwinge die Beine über die Bettkante  jetzt hat
    es sowieso keinen Zweck mehr, wieder einschlafen zu wollen.
    »Um ehrlich zu sein«, sagt Dschinn, während ich ins Bad gehe
    und das Duschwasser laufen lasse, »ich hab vergessen zu gehen. Ich
    habe einfach die Sterne beobachtet, und irgendwann war es plötz-
    lich Morgen.«
    »Ein aufregendes Leben führt ihr magischen Wesen«, ziehe ich
    ihn auf.
    Dschinn verdreht die Augen.
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    Ich dusche rasch und ziehe mich im Bad an, und als ich wieder
    herauskomme, blättert Dschinn mit leicht angewiderter Miene in
    den alten Ausgaben von Seventeen.
    »Du gehst heute Abend also mit Aaron ins Kino? Das bedeutet
    wohl, ich kann meine Zeit wieder im Park verbringen?«, fragt er,
    während er die Zeitschrift zuschlägt und von sich schiebt.
    »Es sind bloß ein paar Stunden«, antworte ich. »Wir gehen nicht
    mal irgendwo essen, nur in einen Horrorfilm oder so was.«
    »Aber du hasst Horrorfilme«, sagt Dschinn. Er sagt es in einem
    sachlichen Ton, der mir mitteilt, dass er es mir ganz einfach an den
    Augen abgelesen hat  den Wunsch, keine Filmmorde mit ansehen
    zu müssen.
    »Ich hasse Horrorfilme nicht. Ich & ich sehe sie mir einfach nicht
    an«, antworte ich, während ich zugleich Schubladen öffne und
    wieder zuknalle bei dem Versuch, eine Haarbürste zu finden.
    »Warum nimmt er dich mit in einen Horrorfilm, wenn du solche
    Streifen hasst?«, fragt Dschinn, während er meine Augen erforscht
    und darin, da bin ich mir sicher, meine Abneigung gegen filmisches
    Blutvergießen erkennt.
    Ich muss zugeben, ich habe mich ein Stück weit daran gewöhnt,
    dass er mich liest. Manchmal ist es sogar nett, alles mit einem Blick
    erklären zu können. Dschinn steht auf, zieht meine Haarbürste
    unter einem Stapel T-Shirts hervor und reicht sie mir. Ich werde rot
    und nicke ihm zum Dank zu, bevor ich antworte.
    »Es geht gar nicht um den Film, sondern darum, etwas zusam-
    men zu unternehmen. Das ist der springende Punkt bei einem Date,
    weißt du, das dunkle Kino und das Kuscheln und so.«
    »Okay«, sagt Dschinn und windet sich dabei. »Hört sich & prima
    an. Wirklich.«
    Ich lache. »Es ist schön, wenn man sich attraktiv und gewürdigt
    fühlt«, füge ich hinzu, in dem Versuch, taktvoll zu sein.
    Dschinn verzieht das Gesicht. »Erzähl s mir lieber nicht«, sagt er,
    während ich mich auf den Weg ins Erdgeschoss mache. »Ich sehe
    dich dann also hinterher?«
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    »Ja. Falls du keine großen Pläne für den Park hast.« Ich meine es
    nur halb scherzhaft, denn die Vorstellung, dass Dschinn die ganze
    Zeit nur darauf wartet, dass ich ihn rufe, ist mir etwas unbehaglich.
    Obwohl ich zugeben muss, es ist schön, zu wissen, dass er immer da
    sein wird, wenn ich es möchte. Er studiert mich einen Moment lang
    und bemerkt die Besorgnis in meinen Augen.
    »Nein«, sagt er lächelnd. »Keine Pläne  und es ist mein Job, da
    zu sein, wenn du mich brauchst, weißt du. Mach dir deswegen keine
    Gedanken.«
    Dschinn hat recht gehabt. Ich hasse Horrorfilme.
    Sogar das Poster, das ich anstarre, macht mir ein bisschen Angst.
    Ich meine, wie viele von diesen Filmen vom Typ Saw müssen ei-
    gentlich gedreht werden, bevor die Leute es satthaben, sich an-
    zuschauen, wie Teenager gefoltert werden? Ich schaudere, obwohl
    es nicht kalt ist, und blicke sehnsüchtig zu dem Poster für eine von
    diesen 08/15-Komödien mit Meg Ryan hinüber.
    »Hab die Karten, Baby«, sagt Aaron in meinem Rücken.
    Ich reiße mich von dem Poster los, und da steht er vor mir mit
    zwei orangefarbenen Karten in der Hand und winkt zur Eingang-
    stür hin. Aaron legt den Arm um mich und zieht mich dichter an
    sich, als wir das Kino betreten und geradewegs zu Saal zwölf gehen,
    ohne Popcorn oder Süßigkeiten zu kaufen. Was wahrscheinlich
    auch besser so ist, denn ich bin mir nicht sicher, ob ich Twizzlers
    essen könnte, während auf der Leinwand gerade irgendjemandes
    Augapfel schmilzt.
    »Der Streifen wird dir garantiert gefallen«, sagt Aaron, als wir
    unsere Plätze ziemlich weit hinten im Saal gefunden haben. »Ich
    glaube nicht, dass du hinterher immer noch sagst, du kannst Hor-
    rorfilme nicht leiden.«
    »Na, ich weiß nicht recht«, murmele ich nervös. Ich spüre, dass
    meine Wangen rosa leuchten  welche Sechzehnjährige hat eigent-
    lich Angst vor einem Film?
    Ich seufze und lehne mich zurück, als es dunkel wird und die
    Trailer anfangen. Aaron klappt die Armlehne zwischen uns nach
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    oben und küsst mich auf die Stirn  mir wird immer noch warm
    dabei, trotz der bevorstehenden Augapfelzerstörung. Ich zwinge
    mich dazu, an Dinge wie Küsse auf die Stirn zu denken, Dinge, die
    mich glücklich machen. Wie wäre es mit der Tatsache, dass ich
    nach Unterrichtsschluss zur Abwechslung mal nicht allein im Kun-
    stsaal herumhänge? Dass ich im Kino sitze, mit Aaron Moor,
    meinem Freund? Besser mit jemandem, der mich mag, in einem [ Pobierz całość w formacie PDF ]
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