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    Von dem die Sage wachsend sich zum Märchen spann.
    chor
    Verschmähe nicht, o herrliche Frau,
    Des höchsten Gutes Ehrenbesitz!
    Denn das größte Glück ist dir einzig beschert,
    Der Schönheit Ruhm, der vor allen sich hebt.
    Dem Helden tönt sein Name voran,
    Drum schreitet er stolz;
    Doch beugt sogleich hartnäckigster Mann
    Vor der allbezwingenden Schöne den Sinn.
    helena
    Genug! mit meinem Gatten bin ich hergeschifft
    Und nun von ihm zu seiner Stadt voraugesandt;
    Doch welchen Sinn er hegen mag, errat' ich nicht.
    Komm' ich als Gattin? komm' ich eine Königin?
    Komm' ich ein Opfer für des Fürsten bittern Schmerz
    Und für der Griechen lang' erduldetes Mißgeschick?
    Erobert bin ich; ob gefangen, weiß ich nicht!
    Denn Ruf und Schicksal bestimmten füwahr die Unsterblichen
    Zweideutig mir, der Schöngestalt bedenkliche
    Begleiter, die an dieser Schwelle mir sogar
    Mit düster drohender Gegenwart zur Seite stehn.
    Denn schon im hohlen Schiffe blickte mich der Gemahl
    Nur selten an, auch sprach er kein erquicklich Wort.
    Als wenn er Unheil sänne, saß er gegen mir.
    Nun aber, als des Eurotas tiefem Buchtgestad
    Hinangefahren der vordern Schiffe Schnäbel kaum
    Das Land begrüßten, sprach er, wie vom Gott bewegt:
    "Hier steigen meine Krieger nach der Ordnung aus,
    Ich mustere sie, am Strand des Meeres hingereiht;
    Du aber ziehe weiter, ziehe des heiligen
    Eurotas fruchtbegabtem Ufer immer auf,
    Die Rosse lenkend auf der feuchten Wiese Schmuck,
    Bis daß zur schönen Ebene du gelangen magst,
    Wo Lakedämon, einst ein fruchtbar weites Feld,
    Von ernsten Bergen nah umgeben, angebaut.
    Betrete dann das hochgetürmte Fürstenhaus
    Und mustere mir die Mägde, die ich dort zurück
    Gelassen, samt der klugen alten Schaffnerin.
    Die zeige dir der Schätze reiche Sammlung vor,
    Wie sie dein Vater hinterließ und die ich selbst
    In Krieg und Frieden, stets vermehrend, aufgehäuft.
    Du findest alles nach der Ordnung stehen; denn
    Das ist des Fürsten Vorrecht, daß er alles treu
    In seinem Hause, wiederkehrend, finde, noch
    An seinem Platze jedes, wie er's dort verließ.
    Denn nichts zu ändern hat für sich der Knecht Gewalt."
    chor
    Erquicke nun am herrlichen Schatz,
    Dem stets vermehrten, Augen und Brust!
    Denn der Kette Zier, der Krone Geschmuck,
    Da ruhn sie stolz, und sie dünken sich was;
    Doch tritt nur ein und fordre sie auf,
    Sie rüsten sich schnell.
    Mich freuet, zu sehn Schönheit in dem Kampf
    Gegen Gold und Perlen und Edelgestein.
    helena
    Sodann erfolgte des Herren ferneres Herrscherwort:
    "Wenn du nun alles nach der Ordnung durchgesehn,
    Dann nimm so manchen Dreifuß, als du nötig glaubst,
    Und mancherlei Gefäße, die der Opfer sich
    Zur Hand verlangt, vollziehend heiligen Festgebrauch.
    Die Kessel, auch die Schalen, wie das flache Rund;
    Das reinste Wasser aus der heiligen Quelle sei
    In hohen Krügen; ferner auch das trockne Holz,
    Der Flammen schnell empfänglich, halte da bereit;
    Ein wohlgeschliffnes Messer fehle nicht zuletzt;
    Doch alles andre geb' ich deiner Sorge hin."
    So sprach er, mich zum Scheiden drängend; aber nichts
    Lebendigen Atems zeichnet mir der Ordnende,
    Das er, die Olympier zu verehren, schlachten will.
    Bedenklich ist es; doch ich sorge weiter nicht,
    Und alles bleibe hohen Göttern heimgestellt,
    Die das vollenden, was in ihrem Sinn sie deucht,
    Es möge gut von Menschen oder möge bös
    Geachtet sein; die Sterblichen, wir ertragen das.
    Schon manchmal hob das schwere Beil der Opfernde
    Zu des erdgebeugten Tieres Nacken weihend auf
    Und konnt' es nicht vollbringen, denn ihn hinderte
    Des nahen Feindes oder Gottes Zwischenkunft.
    chor
    Was geschehen werde, sinnst du nicht aus;
    Königin, schreite dahin
    Guten Muts!
    Gutes und Böses kommt
    Unerwartet dem Menschen;
    Auch verkündet, glauben wir's nicht.
    Brannte doch Troja, sahen wir doch
    Tod vor Augen, schmählichen Tod;
    Und sind wir nicht hier
    Dir gesellt, dienstbar freudig,
    Schauen des Himmels blendende Sonne
    Und das Schönste der Erde
    Huldvoll, dich, uns Glücklichen?
    helena
    Sei's wie es sei! Was auch bevorsteht, mir geziemt,
    Hinaufzusteigen ungesäumt in das Königshaus,
    Das, lang' entbehrt und viel ersehnt und fast verscherzt,
    Mir abermals vor Augen steht, ich weiß nicht wie.
    Die Füße tragen mich so mutig nicht empor
    Die hohen Stufen, die ich kindisch übersprang.
    chor
    Werfet, o Schwestern, ihr
    Traurig gefangenen,
    Alle Schmerzen ins Weite;
    Teilet der Herrin Glück,
    Teilet Helenens Glück,
    Welche zu Vaterhauses Herd,
    Zwar mit spät zurückkehrendem,
    Aber mit desto festerem
    Fuße freudig herannaht.
    Preiset die heiligen,
    Glücklich herstellenden
    Und heimführenden Götter!
    Schwebt der Entbundene
    Doch wie auf Fittichen
    über das Rauhste, wenn umsonst
    Der Gefangene sehnsuchtsvoll
    über die Zinne des Kerkers hin
    Armausbreitend sich abhärmt.
    Aber sie ergriff ein Gott,
    Die Entfernte;
    Und aus Ilios' Schutt
    Trug er hierher sie zurück
    In das alte, das neugeschmückte
    Vaterhaus,
    Nach unsäglichen
    Freuden und Qualen,
    Früher Jugendzeit
    Angefrischt zu gedenken.
    panthalis
    Verlasset nun des Gesanges freudumgebnen Pfad
    Und wendet nach der Türe Flügeln euren Blick!
    Was seh' ich, Schwestern? Kehret nicht die Königin
    Mit heftigen Schrittes Regung wieder zu uns her?
    Was ist es, große Königin, was konnte dir
    In deines Hauses Hallen, statt der Deinen Gruß,
    Erschütterndes begegnen? Du verbirgst es nicht;
    Denn Widerwillen seh' ich an der Stirne dir,
    Ein edles Zürnen, das mit überraschung kämpft.
    [Bp>helena
    Der Tochter Zeus' geziemet nicht gemeine Furcht,
    Und flüchtig-leise Schreckenshand berührt sie nicht;
    Doch das Entsetzen, das, dem Schoß der alten Nacht
    Von Urbeginn entsteigend, vielgestaltet noch
    Wie glühende Wolken aus des Berges Feuerschlund
    Herauf sich wälzt, erschüttert auch des Helden Brust.
    So haben heute grauenvoll die Stygischen
    Ins Haus den Eintritt mir bezeichnet, daß ich gern
    Von oft betretner, langersehnter Schwelle mich,
    Entlaßnem Gaste gleich, entfernend scheiden mag.
    Doch nein! gewichen bin ich her ans Licht, und sollt
    Ihr weiter nicht mich treiben, Mächte, wer ihr seid.
    Auf Weihe will ich sinnen, dann gereinigt mag
    Des Herdes Glut die Frau begrüßen wie den Herrn.
    chorführerin
    Entdecke deinen Dienerinnen, edle Frau,
    Die dir verehrend beistehn, was begegnet ist.
    helena
    Was ich gesehen, sollt ihr selbst mit Augen sehn,
    Wenn ihr Gebilde nicht die alte Nacht sogleich
    Zurückgeschlungen in ihrer Tiefe Wunderschoß.
    Doch daß ihr's wisset, sag' ich's euch mit Worten an:
    Als ich des Königshauses ernsten Binnenraum,
    Der nächsten Pflicht gedenkend, feierlich betrat,
    Erstaunt' ich ob der öden Gänge Schweigsamkeit,
    Nicht Schall der emsig Wandelnden begegnete
    Dem Ohr, nicht raschgeschäftiges Eiligtun dem Blick,
    Und keine Magd erschien mir, keine Schaffnerin,
    Die jeden Fremden freundlich sonst begrüßenden.
    Als aber ich dem Schoße des Herdes mich genaht,
    Da sah ich, bei verglommner Asche lauem Rest,
    Am Boden sitzen welch verhülltes großes Weib,
    Der Schlafenden nicht vergleichbar, wohl der Sinnenden.
    Mit Herrscherworten ruf' ich sie zur Arbeit auf,
    Die Schaffnerin mir vermutend, die indes vielleicht
    Des Gatten Vorsicht hinterlassend angestellt;
    Doch eingefaltet sitzt die Unbewegliche;
    Nur endlich rührt sie auf mein Dräun den rechten Arm,
    Als wiese sie von Herd und Halle mich hinweg.
    Ich wende zürnend mich ab von ihr und eile gleich
    Den Stufen zu, worauf empor der Thalamos
    Geschmückt sich hebt und nah daran das Schatzgemach;
    Allein das Wunder reißt sich schnell vom Boden auf,
    Gebietrisch mir den Weg vertretend, zeigt es sich
    In hagrer Größe, hohlen, blutig-trüben Blicks,
    Seltsamer Bildung, wie sie Aug' und Geist verwirrt.
    Doch red' ich in die Lüfte; denn das Wort bemüht
    Sich nur umsonst, Gestalten schöpferisch aufzubaun.
    Da seht sie selbst! sie wagt sogar sich ans Licht hervor!
    Hier sind wir Meister, bis der Herr und König kommt.
    Die grausen Nachtgeburten drängt der Schönheitsfreund
    Phöbus hinweg in Höhlen, oder bändigt sie.
    chor
    Vieles erlebt' ich, obgleich die Locke
    Jugendlich wallet mir um die Schläfe!
    Schreckliches hab' ich vieles gesehen, [ Pobierz całość w formacie PDF ]
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